Beretta 692 Sporting


Ausgabe 2/2013

Die Flinte

Nach der DT11 sollte es nun endlich die 692 sein, auf die wir schon sehnlich gewartet hatten.
Wir vom Verlag und einige Gäste, die wir zu unserem Testschießen auf die Gürather Höhe eingeladen hatten. Natürlich wollen wir wieder diejenigen zu Wort kommen lassen, die das Produkt kaufen sollen. Die Flintenschützen von nebenan sozusagen. Denn nicht einmal Beretta kann von den Medaillengewinnern bei den Olympischen Spielen leben. Es ist die „Community“ – wir Flintenschützen sind es, die das Geschäft der Hersteller ausmachen.

Kompletter Artikel für unsere Abonnenten

In den letzten zehn Jahren hat Beretta nach eigenen Angaben weltweit etwa 50.000 Stück des Modells 682 verkauft. Nach der erfolgreichen Einführung der DT11 soll jetzt die 682 in ein neues, außergewöhnliches Produkt übergehen, die 692. Es geht jedoch nicht um eine Modellpflege. Die 692 stellt ein neues und selbstständiges Produkt dar.

Erster Eindruck

Die 692 kommt in einem wirklich sehr ansprechenden und eleganten Design daher. Zudem besitzt die uns zur Verfügung gestellte Testwaffe ein außergewöhnlich gutes Schaftholz, das jeden Betrachter spontan in Entzücken versetzt. Der familiäre Zusammenhang der 692 mit der DT11 ist offensichtlich und vom Hersteller so gewollt.

Merkmale

Die drei zentralen Merkmale der 692 sind die breitere Basküle, die Steelium-PLUS-Läufe und das B-FAST-System. Die 692 ist als Sportflinte konzipiert. Berettas Credo lautet, so viel Gewicht wie möglich in den Bereich der Basküle zu bringen, also das Zentrum der Waffe, um die Balance zu verbessern und vor und nach jedem Schuss mehr Stabilität zu erreichen. Die Verbreiterung der Basküle bietet hierfür den Schlüssel, wobei die 692 mit einer Breite von 41,6 mm zwischen der 682/DT10 und der DT11 liegt.

Die Steelium-Läufe der DT10/682/686/687 hatten alle einen gleich langen Übergangskonus von 65 mm (bei 76 cm Lauflänge). Der Übergangskonus der DT11-Steelium-PRO-Läufe wurde auf 480 mm verlängert, derjenige der 692-Steelium-PLUS-Läufe auf 360 mm. Damit ist der Übergangskonus der 692-Läufe 5,5-mal länger als derjenige der 682. Die Beretta-Ingenieure versprechen eine höhere ballistische Leistung: Wegen der besseren Gewichtsverteilung entlang des Laufes und der sanfteren Gasdruckentwicklung innerhalb des Laufes verbessert sich einerseits das Verhalten des Laufes im Schuss; andererseits wird wegen der allmählicheren Durchmesserveränderung die Schussentwicklung vom Patronenlager zur Mündung positiv verändert. Der Rückstoß und das Springen der Mündung nach oben sollen dadurch verringert werden, was eine leichtere Zielaufnahme vor dem zweiten Schuss zur Folge hat. Und über eine höhere Präzision und gleichmäßigere Deckung steigt die Trefferwahrscheinlichkeit.

B-FAST heißt „Beretta Fast Adjustment System Technology“. Unter diesen Begriff fallen bei Beretta jetzt und in der Zukunft alle Maßnahmen, die im weitesten Sinne der Anpassung der Flinte dienen. Im Falle unserer Testwaffe bedeutet B-FAST-Balance, dass serienmäßig die Balance mit einem Handgriff geändert werden kann. Das ist besonders wichtig, wenn der Schaft gekürzt oder verlängert werden muss. Der Vorgang ist so einfach, dass der Schütze ihn selbst vornehmen kann. Entfernt man die mit zwei Schrauben befestigte Schaftkappe, wird der Blick auf einen Kanal im Hinterschaft frei, in dem fünf Gewichte à 20 g hintereinander angeordnet sind, die mit einer Schraube an einem davorsitzenden sechsten Gewicht befestigt sind, welches mit dem Holz verbunden ist. Diese Lösung ist durchdacht, weil die Schraube nicht in das Holz greift, sondern in das „letzte“ Gewicht, das mit hoher Wahrscheinlichkeit niemals entfernt werden wird. Weil die Gewichte sich fast am Ende des Schaftes in der Nähe der Schaftkappe befinden und damit so weit wie möglich von den Scharnierbolzen entfernt sind, hat jedes Gewicht wegen der Hebelwirkung einen maximalen Einfluss auf die Balance. Jede 692 ist vom Werk aus eingestellt, aber das B-FAST-Balance-System gibt dem Besitzer die Möglichkeit, die Balance der Flinte seinen eigenen Bedürfnissen entsprechend optimal anzupassen. So wird aus einer 692 seine 692!

Ausstattung der Testwaffe

Unsere Testwaffe hat das Kaliber 12/76, eine Lauflänge von 76 cm, und wir haben den ½-Choke im unteren und den ¾-Choke im oberen Lauf verwendet. Die 692 wiegt ca. 3,55 kg (mit 76-cm-Läufen). Der Verschlusshebel ist dort, wo man ihn greift, mit einem Kunststoff ummantelt, der ein angenehmes Gefühl vermittelt und die Griffigkeit erhöht.

Meinungen

„Eine kompromisslose Sportflinte!“, sagt Sven Schiffer, Jungjäger und leidenschaftlicher Flintenschütze aus dem Rheinland, nach wenigen Schüssen.

„Kennt Ihr das Gefühl, wenn man eine Flinte anhebt, die ersten Probeanschläge macht und dann weiß: Es passt!? Es fühlt sich einfach gut an. Ist das Flintenschießen nicht auch eine Gefühlssache? Die ausgewogene Balance, die die Flinte herrlich angenehm heben lässt, und ein hervorragendes Schwungverhalten runden das Bild der Flinte im ersten Eindruck ab. Eine Laufschiene die, wie bei der DT11 von Beretta, in einem sehr guten und kontrastreichen weißen Korn endet und somit das Aufnehmen der Taube erleichtert. Besonders beeindruckt hat mich der sehr gute Flintenabzug, der jeden Schuss trocken und präzise auslöst. Geworben wird natürlich mit vielen Versprechen und Verbesserungen, sind diese aber auch von einem nicht im Prüflabor stehenden und vor allem schießenden Flintenschützen zu bemerken? Im Fall der 692 wird mit einem ruhigeren Verhalten im Schuss geworben, was den zweiten Schuss kontrollierbarer machen soll, und tatsächlich ist das deutlich zu spüren. Das Hochschlagen der Flinte nach der Schussabgabe fühlt sich geringer an, ich empfinde eher ein Rückschieben als einen Rückschlag. Die 692 ist ein tolles Sportgerät mit einem sagenhaften Preis-Leistungs-Verhältnis!“.

Christian-Alexander Schmidt, Teilnehmer am morgendlichen Parcourstraining auf der Gürather Höhe: „Die Handhabung mit der von mir geschossenen 692 empfand ich als ausgesprochen gut. Die Flinte machte einen ausbalancierten Eindruck, und es ließen sich auf Anhieb gute Treffergebnisse erzielen. Die Waffe hat ein modernes Design und machte auch äußerlich einen ansprechenden und sauber verarbeiteten Eindruck. Kurz, eine Flinte, mit der ich auf dem Jagdparcours von Anfang an sehr gut zurechtkam.“

Treffpunktlage

Zwei Wurfscheiben, im Abstand von etwa 20 m auf dem Boden aufgestellt, recht nah nebeneinander, wurden nacheinander zuerst mit dem unteren und dann mit dem oberen Lauf beschossen. Die Übung wurde mehrfach wiederholt. Die Treffpunktlage beider Läufe stellt sich absolut genau dar. Die Wurfscheiben zerbarsten immer jede für sich und in allerkleinste Bestandteile. Die Schrotgarbe „hält zusammen“ – wie man so schön sagt – und da kommt richtig Power an der Scheibe an. Man sieht die Garbe, wie sie in die Erde schlägt – das macht Lust und Laune!

Fazit

Am Abend waren sich alle einig. Die Beretta 692 sieht gut aus, es macht Spaß, sie zu handhaben, sie in den Anschlag zu bringen, mit ihr zu schwingen. Gewicht und Balance, Griffigkeit, das alles passt perfekt zusammen. Sie liegt ruhig im Schuss. Es ist leicht, sie zur Freundin zu gewinnen. Genau das möchte man auch gerne – und sich dann mit ihr sehen lassen!

Die 692 wird in einem edel aussehenden Koffer geliefert, mit fünf OCHP extended Wechselchokes (mit Farbringen) sowie zwei verschieden dicken Schaftkappen von 18 und 23 mm. Optional ist ein verstellbarer Schaftrücken mit dem neuen B-FAST Comb System erhältlich.

Die Preisempfehlung beträgt 3.650 € und in der Tat, für denjenigen, der sich eine DT11 wünscht, aber nicht 7.295 € ausgeben möchte, ist die 692 eine echte Alternative. Aber nicht nur für ihn. Der Käufer einer 692 bekommt viel Flinte für sein Geld, wird Freude mit ihr und an ihr haben und zweifellos Erfolg!

Text: Detlef Riechert

Anmerkungen von Oliver Kratochwil:
Inzwischen wurde das Modell abgelöst durch das Modell 694,
trotzdem möchten wir gerne auch Modelle vorstellen die ja gebraucht auch auf dem Markt erhältlich sind.