Ralf Müller – Vertrieb Krieghoff


Ausgabe 1/2014

Interview

„dieflinte“: Herr Müller, können Sie unseren Lesern was zu Ihrem Werdegang sagen und wie Sie schließlich zu Krieghoff gekommen sind?

 Ralf Müller: Ich bin selber gelernter Büchsenmacher und habe meine Ausbildung bei der Firma Heym gemacht. Meine Eltern haben ein kleines Büchsenmachergeschäft und somit war eigentlich die ursprüngliche Idee, in den elterlichen Betrieb einzusteigen, um diesen dann weiterzuführen. Mein Vater und ich waren uns aber einig, das Handwerk nicht im heimischen Betrieb zu erlernen. Nach der Bundeswehrzeit war ich bei Bernd Bauer in Mellrichstadt und hatte dort den ersten Kontakt zum olympischen Flintenschießen. 1996 habe ich dann bei Krieghoff angefangen. Ursprünglich war auch hier die Idee, während meiner Meisterprüfung nur für ein Jahr meine Erfahrungen zu machen. Und wie das Leben dann so spielt, kam es anders als gedacht. Die Möglichkeiten im Unternehmen stellten sich für mich als sehr vielfältig und interessant heraus und so wechselte ich von der  Werkbank in die Arbeitsvorbereitung und war dann verantwortlich für die Montagesteuerung. Seit 2002 bin ich nun verantwortlich für die Bereiche Vertrieb und Marketing mit Prokura. Das ist eine spannende Kombination, das Handwerk auf der einen Seite als Hintergrund zu haben und auf der anderen Seite das Wissen und die Marke in die Welt zu tragen.

„dieflinte“: Was verbindet Sie persönlich mit dem Flintenschießen?

Ralf Müller: Neben dem Flintenschießen ist die Jagd noch eine große Leidenschaft. Somit komme ich leider viel zu selten auf den Schießstand. Und wenn ich auf dem Schießstand bin, dann ist es meist hier in Ulm mit Kunden, die ich bei der Anschaffung einer K-80 berate. Beruflich bin ich natürlich bei vielen nationalen und internationalen Wettkämpfen vor Ort und repräsentiere die Firma Krieghoff. 

„dieflinte“: Wie sehen Sie die Entwicklung des Flintensports in den letzten Jahren in Deutschland?

Ralf Müller: Es ist eigentlich eine zweigleisige gegenläufige Entwicklung. Das Flintenschießen war eigentlich in der Vergangenheit viel weiter verbreitet, weil es einfach mehr Stände gab, wo auch geschossen werden durfte. Heute arbeiten wir ja mehr daran, die wenigen Möglichkeiten zum Flintenschießen zu erhalten. Die Schützen von heute gehen sehr viel professioneller an das Thema. Der Sport entwickelt sich mit seinen unterschiedlichen Disziplinen und Facetten auf eine sehr anspruchsvolle Weise. Und da ist Krieghoff natürlich genau auf dem richtigen Weg und bietet dafür auch die richtigen Produkte an.

„dieflinte“: Da Sie ja viel reisen, werden Sie bestimmt auch den Vergleich zu anderen Ländern haben. Wie sehen Sie das?

Ralf Müller: Es ist kein einfaches Unterfangen, in Deutschland Flinte zu schießen. Ich merke, dass es im europäischen Ausland aber auch schwieriger wird. Wenn man mal nach Italien schaut, ist es dort allerdings immer noch weit verbreitet. Und da es auch mehr Stände gibt, gibt es natürlich auch ein paar Flintenschützen mehr als in Deutschland. Wenn wir in die USA schauen, dort ist es wirklich ein Breitensport. Am meisten ist das Trap-Schießen verbreitet und es wird wirklich viel Zeit drauf verwendet, den Sport des Flintenschießens auszuüben. Der Sport ist in den USA viel weiter verbreitet und somit ist auch die Akzeptanz im Land auch viel höher. Dazu kommt, dass es auch einfacher ist, eine Sportflinte zu erwerben und die Hürde, die man nehmen muss, um den Sport auszuüben, ist geringer.

„dieflinte“: Wie könnte man den Flintensport in Deutschland attraktiver gestalten?

Ralf Müller: Ich denke, wir müssen auf jeden Fall mehr Informationen in die breite Öffentlichkeit bringen und damit sind Sie ja mit Ihrem Heft auf dem richtigen Weg. Es ist auch notwendig, das Mysterium des Schießens so ein wenig zu entschleiern. Das Schießen ist eine Sportart wie jede andere auch. Auch die Schützen sind Sportler wie in jedem anderen Sport und betreiben diesen mit genauso viel Spaß, Leidenschaft und Engagement. Wenn wir die Faszination, die den Flintensport ausmacht, transportieren können, und dem Ganzen ein positives Image geben, haben wir schon vieles richtig gemacht.  

„dieflinte“: Was macht Krieghoff aktiv für den Flintensport in Deutschland?

Ralf Müller: Speziell für Deutschland gesehen ist es die Partnerschaft mit dem Deutschen Schützenbund und unsere exklusive Verbindung im Flintenbereich im Förderkreis Wurfscheibe, wo sehr gezielt der Junior- und der Nachwuchsbereich im Nationalkader unterstützt und gefördert wird. Das ist natürlich unsere Zukunft und  wir  arbeiten daran, das weiter zu stärken und auszubauen, damit wir in zehn Jahren noch erfolgreiche Flintenschützen in Deutschland und international haben.

„dieflinte“: Die meisten bekommen während der Ausbildung zum Jagdschein zum ersten Mal eine Flinte in die Hand. Wie sehen Sie die Vorgehensweise und Ausbildung in den Kreisjägerschaften?

Ralf Müller: Das Flintenschießen gehört wie der Kugelschuss zum jagdlichen Schießen dazu. Meine persönliche Erfahrung ist, dass in den meisten Kreisjägerschaften, in denen ausgebildet wird, erheblich mehr Wert auf das Büchsenschießen gelegt wird. Dazu kommt, dass durch die verschiedenen Landesjagdgesetze unterschiedliche Anforderungen bei der Jägerprüfung angelegt werden. Bei dem einen ist es einfach nur der Kipphase, in anderen Bundesländern wird noch Wurfscheibe geschossen. Das bedeutet, dass wir an dieser Stelle noch ein großes Entwicklungspotenzial haben. Wenn wir hier den Schwerpunkt setzen, den das Flintenschießen verdient, könnte man bestimmt noch viele Jungjäger für den Flintensport gewinnen. 

„dieflinte“: Die K-80 gibt es nun schon seit 1980 und es stellt sich die Frage, ob irgendwann ein Nachfolgemodell geplant ist?

Ralf Müller: Die K-80 ist sehr erfolgreich. Sie wird, auch wenn sie immer K-80 heißt, natürlich konsequent weiterentwickelt. Sei es durch verschiedene Lauf-, Schaft- und Schienenvarianten oder durch den Einsatz von modernen Techniken, die erstmal nach außen nicht im Vordergrund stehen. Durch die permanete Weiterentwicklung und die große Fangemeinde wird sie noch lange Zeit am Markt bestehen. Ich will aber nicht ausschließen, dass es irgendwann auch mal andere Modelle geben wird, die neben der K-80 auf dem europäischen Markt und auf dem Weltmarkt angeboten werden.

„dieflinte“: Es ist für unsere Leser bestimmt von Interesse, wie viele Flinten Sie in Deutschland und wie viele Sie ins Ausland verkaufen?

Ralf Müller: Wir fertigen im Jahr knapp 2.500 Waffen. Die Produktion teilt sich  hälftig in Jagdwaffen und Sportwaffen.   Unser Exportanteil liegt bei etwas mehr als 80 %. Ein großer Teil unserer Waffen geht in das europäische Ausland und nach Russland. Allerdings ist für uns der stärkste Flintenmarkt die USA, die schon einen ziemlich großen Anteil unserer Produktion abnehmen. Das ist auch ein Grund, warum wir in den USA eine Niederlassung haben, die von Dieter Krieghoff geführt wird. Die Niederlassung in Ottsville/Pennsylvania importiert und vertreibt die in Ulm hergestellten Waffen an den amerikanischen Fachhandel und betreut die Sportschützen bei nationalen Meisterschaften und natürlich auch die Jäger in den USA vor Ort. Wir sehen aber auch, dass der Anteil der Flinten in Deutschland spürbar ansteigt. Aus Deutschland kommt auch mittlerweile ganz gezielt die Nachfrage nach unserem Produkt. Lange Zeit waren wir durch die Nachfrage aus den USA gar nicht in der Lage, andere Märkte so zu bedienen und der Nachfrage nachzukommen. Das ist natürlich eine schöne Entwicklung, die wir weiter ausbauen wollen. Wenn man sich die Produktion einer Waffe von Krieghoff anschaut, sieht man, dass neben der innovativen maschinellen Fertigung enorm viel handwerkliche Tätigkeiten in einer Krieghoff-Waffe stecken. Das ist zum einen ein Grund, warum unser Produkt so eine hohe Fertigungsqualität besitzt. Das ist aber auch der Grund, warum die Steigerung der Produktion für uns nicht so einfach wie bei Firmen ist, die den Schwerpunkt auf maschinelle Fertigung setzen.

„dieflinte“: Sie haben in Ihrem Programm keine Jagdflinte. Kann man das so stehen lassen?

Ralf Müller: Wir haben keine klassische Jagdflinte. Wir haben aber einen Lückenschluss geschaffen, indem wir die K-80 Parcours auf den Markt gebracht haben. Die ist durch das verlötete Laufbündel natürlich etwas eleganter und leichter als beispielsweise eine klassische Trap-Variante der K-80. Die Parcours wird dann auch sehr wohl im jagdlichen Schießen eingesetzt und von Jägern sehr geschätzt. Somit kann man dann doch sagen, dass wir eine Jagdflinte im Programm haben, obgleich wir mit dem Modell natürlich im Preissegment weiter oben beginnen. 

„dieflinte“: Wie ist Ihr Ausblick ? Was ist in der Planung? Was will man anpacken? Wo will man mehr machen?

Ralf Müller: Als klares Ziel steht für uns fest, dass wir uns bei den Schützen in den olympischen Wurfscheibendisziplinen weiter etablieren wollen. Ich denke, wir haben da in den letzten Jahren mit der Partnerschaft mit dem DSB und mit dem Förderkreis Wurfscheibe im nationalen, aber auch internationalen Bereich schon sehr viel erreicht. Wir bleiben da natürlich sehr aktiv und gewinnen auch international immer mehr Schützen, die die K-80 in den olympischen Disziplinen schießen. Wir werden die K-80 weiterentwickeln und ausbauen. Da wird es weitere Laufvarianten geben, um international noch wettbewerbsfähiger zu sein.

„dieflinte“: Herr Müller, wir bedanken uns für das Gespräch und für die Zeit, die Sie uns zur Verfügung gestellt haben.