Jeder, der es von Natur aus nicht ist, kann mit seinem Anschlagsauge durch einen kleinen „Trick“ zu 100 % dominant gemacht werden. Auch dann, wenn er beide Augen geöffnet hält. Ausnahmen sind nur die Fälle, in denen die Sehkraft des Anschlagsauges zu schwach ist und aus medizinischen Gründen weder durch eine Brille noch durch Kontaktlinsen verbessert werden kann. Ein Flintenschütze sollte sich zunächst Gewissheit über seine Augendominanz verschaffen. Will man eine sichere Aussage gewinnen, ist der Blick von der Mündung her in das Anschlagsauge des Schützen unerlässlich (Waffe vorher entladen!). Zusätzlich sollte ein geübter Trainer den Schützen beim Schießen von hinten über die Schulter beobachten, nach Möglichkeit über wenigstens zwei Stunden.
Denn es ist durchaus möglich, dass sich die Dominanz erst nach längerer Belastung verändert.
Von etwa 2.000 Teilnehmern in den letzten vier Jahren der Detlef Riechert-Flintenseminare konnte nur etwa ein Drittel ohne Korrektur der Dominanz mit beiden geöffneten Augen problemlos schießen. Die anderen beiden Drittel bedurften der Korrektur. Auch wenn das wissenschaftlich gesehen keine repräsentative Aussage ist, weitaus mehr als die Hälfte aller Flintenschützen dürfte von dieser Thematik betroffen sein.
Der „CPSA-Fleck“ Für diese Fälle gibt die Clay Pigeon Shooting Association in England ihren Instruktoren ein ebenso einfaches wie verblüffend wirksames Hilfsmittel in die Hand.In genau der Haltung, die der Kopf des Schützen in der Anschlagsposition einnimmt, wird das „andere“ Auge durch einen kleinen, durchsichtigen Fleck auf einer Schießbrille irritiert. Je fortgeschrittener der Flintenschütze in seiner Anschlagstechnik ist, je gleichmäßiger er anschlägt, desto kleiner darf der Fleck sein. Keinesfalls aber darf der Schütze in der Anschlagsposition an dem Fleck vorbeisehen können, denn dann funktioniert die Irritation nicht. Je kleiner der Fleck ist, desto besser. Sollte der Anschlag noch nicht perfekt sein, wählt man den Fleck lieber etwas großflächiger, denn sonst sind Fehlschüsse unvermeidbar.
Wie bringt man den Fleck an? Den Fleck kann man entweder mit einem Fettstift erzeugen oder mit einem milchig- trüben Pflaster. Voraussetzung ist das Tragen einer Schießbrille, auf die der Fleck aufgebracht wird, wobei ein Brillenträger im Prinzip auch seine ganz normale Sehhilfe benutzen kann. Nachteilig ist aber, dass die Gläser meist zu klein sind und oben oft ein Fassungsrand vorhanden ist. In der Schießhaltung des Kopfes schauen die Augen dann über die Brille hinweg oder gegen die Fassung. Wenn man den Fleck auf die Sehbrille aufbringen will, sollte man den Fettstift verwenden und nicht das Tape, weil sonst unschöne Klebereste beim Entfernen des Pflasters zurückbleiben könnten, die das teure Brillenglas beschädigen.
Das Anbringen des Flecks geschieht immer von der Mündung her durch den Trainer, während der Schütze die Flinte im Anschlag hält (auch hier gilt natürlich: Waffe entladen).
In aufrechter Kopfhaltung sieht der Schütze am Fleck vorbei. Nur in der Schießposition des Kopfes verdeckt der Fleck die Iris.
Das räumliche Sehen bleibt erhalten!
Der „CPSA-Fleck“ darf nicht verwechselt werden mit der „Piratenklappe“, durch die das andere Auge komplett „blind“ gemacht wird, was die gleiche Wirkung wie das zugekniffene Auge hätte. Denn das Anschlagsauge sieht durch den „CPSA-Fleck“ sowohl hindurch als auch um ihn herum. Das räumliche Sehen bleibt hier im Gegensatz zum vollständig verdeckten „Piratenauge“ erhalten.
Eine durchschlagende und verblüffende Wirkung!
Es ist immer wieder ein Erlebnis, einen Flintenschützen in dem Augenblick zu beobachten, in dem ihm der Fleck aufgesetzt wird. Freude, Staunen, „Ungläubigkeit“ – es ist nicht übertrieben, diese Worte zu gebrauchen. Denn die Lösung ist so einfach, so schnell, so überzeugend, so wirkungsvoll. Sogar mancher, der eigentlich auf seiner Anschlagsseite vollständig und ausreichend dominant ist, erreicht einen Vorteil durch den Fleck in dem Falle, in dem die Dominanz durch einen anstrengenden (unbewussten) Wettstreit der Augen erkämpft wird. Ganz einfach deswegen, weil der Schütze mit dem Fleck entspannter sieht, was zunächst als Widerspruch erscheint, aber keiner ist. Also selbst derjenige, der meint, von dem Thema Augendominanz nicht betroffen zu sein und mit beiden geöffneten Augen schießt, sollte durchaus den Fleck einmal ausprobieren. Man merkt es augenblicklich selbst, ob er eine Verbesserung des Sehens bewirkt oder nicht.
Welche Nachteile hat der „CPSA-Fleck“?
Als einziges Argument gegen den Fleck lässt sich die Notwendigkeit des Tragens einer Schießbrille ins Feld führen. Dieses sollte aber in Zeiten eines ausgeprägten Sicherheitsbewusstseins für einen Sportschützen kein wirkliches Argument darstellen. In England lässt kein CPSA-Trainer seine ihm anvertrauten Schützen ohne Schießbrille, Kappe und Gehörschutz schießen.
Tipp für Brillenträger
Lassen Sie sich von Ihrem Optiker eine Schießbrille (große Gläser, keine Fassung) mit Ihren Dioptrienwerten fertigen und an der Stelle, an der der Fleck angebracht würde, das Glas eintrüben. Halten Sie die Augen offen! Der „CPSA-Fleck“ macht es möglich: Jeder kann mit beiden geöffneten Augen Flinte schießen und treffen!
Text: Detlef Riechert Fotos: Anne Steioff-Dold
Literaturhinweise:
Clay Pigeon Shooting Association, England www.cpsa.co.uk Flintenschießen mit Detlef Riechert – Leidenschaft macht den Unterschied www.epubli.de
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