Beretta 692 Sporting
Nach der DT11 sollte es nun endlich die 692 sein, auf die wir schon sehnlich gewartet hatten.
Wir vom Verlag und einige Gäste, die wir zu unserem Testschießen auf die Gürather Höhe eingeladen hatten.
„Die Flinte“ Ausgabe 1/2015
Im Profibereich wird die Luft der Markenvielfalt dünn. Letztendlich teilen sich nur wenige Hersteller den prestigeträchtigen Profibereich. Dass man in diesen Sphären Top-Qualität und einen guten Service anbieten muss, versteht sich von selbst. Doch was zeichnet eine Top-Flinte aus? Was bekommt man wirklich für sein Geld? Nach zwei Jahren widmet sich die Redaktion nochmal der DT11.
Unboxing
Legt man bei seinem Büchsenmacher ca. 10.000 Euro auf den Tisch, bekommt man einen reichhaltig gefüllten Koffer. Das Laufbündel mit dem Vorderschaft sowie der Schaft mit dem System sind nochmal extra in weißen, sehr weichen Beuteln gelagert. Das unterstreicht schon beim Öffnen die Exklusivität, die das Top-Modell der BerettaSportflintenreihe ausstrahlt. In einem separaten Kästchen liegen die mitgelieferten OCHPe-Chokes. Bei der Grundausstattung wird die DT11 mit fünf Chokes geliefert. Wenn man darauf Wert legt, alle Chokes, die Beretta anbietet, zu besitzen, muss man jedoch noch den Full-Choke nachbestellen. Dann hat man: Skeet, Cylinder, Improved Cylinder, Modified, Improved Modified und Full. Damit ist man für alle Tauben bestens gerüstet. Neben den Chokes bekommt man noch ein weiteres Kästchen mit Ersatzteilen wie z. B. Schlagbolzen oder einen Ersatzabzug mit einem Schraubenzieher. Ob man wirklich selbst Hand anlegt, bleibt jedoch fraglich. Wir empfehlen da schon eher den Büchsenmacher oder direkt den Weg nach Gardone zum Custom Shop. Dazu kommen noch die beiden Pufferpatronen aus Kunststoff, der lange Inbusschlüssel, um die Basküle vom Schaft zu trennen, und ein paar Gewichte für das B-FAST-Balance-System. Aber dazu später mehr.
Schaft
Entscheidet man sich für den Standardschaft, dann man die Möglichkeit, diesen mit dem B-FAST Comb auszustatten. Man kann auch verstellbarer Schaftrücken dazu sagen. Höhe, Senkung und Schränkung sind über das System einstellbar. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass man noch mit unterschiedlichen Schaftkappen die Länge des Schaftes regulieren kann, hat man schon eine Fülle von Möglichkeiten, um den Schaft individuell auf den Schützen anzupassen. Es muss aber erwähnt werden, dass das natürlich keinen Maßschaft ersetzt, den Beretta ohne Aufpreis mit der DT11 anbietet. Fraglich, ob das alle DT11-Kunden, die in der Vergangenheit eine DT11 gekauft haben, wissen. Wer einen Büchsenmacher hat, der sein Handwerk versteht, oder die kurze Reise nach Gardone nicht scheut, sollte davon Gebrauch machen. Einziger Wermutstropfen ist jedoch, dass Beretta mehrere Monate Wartezeit für diesen Service veranschlagt. Möchte man seine DT11 nachträglich mit einem Maßschaft ausstatten, muss man für die Kombination Vorderschaft und Hinterschaft ca. 2.000 Euro berappen. Ohne Vorderschaft liegt man bei 1.600 Euro. Das B-Fast-Balance-System im Schaft ist eine hilfreiche Verstellmöglichkeit bzgl. der Balance. Mit vier mitgelieferten Gewichten kann man mit wenigen Handgriffen die ansonsten neutral balancierte DT11 Sporting in eine eher rücklastige Flinte verwandeln. Das kann hilfreich sein, wenn man mit der Sporting auch häufig Skeet oder English Skeet schießt. Das Schaftholz liegt in der Klasse III und vermittelt einen tadellosen Eindruck. Nimmt man das Angebot von Beretta an, einen kostenlosen Maßschaft in Anspruch zu nehmen, kann man natürlich auch gegen Aufpreis noch andere Holzklassen wählen.
System
Werfen wir einen Blick auf den Verschluss. Die Beretta wird mit einem Querrastsystem geschlossen, das komplett ausgetauscht werden kann, falls es nach vielen Jahren mal zu Ermüdungserscheinungen kommen kann. Die Laufhaken bzw. Rastschultern werden mit jeweils einer Schraube am Laufbündel fixiert und können somit auch ausgetauscht werden. Insgesamt ist das System wenige Millimeter breiter als das des Vorgängermodells und bringt somit 50 Gramm mehr Gewicht in das Zentrum, was wieder für eine ausgeglichene Balance sorgt. Alle Teile, auf die man beim Schießen schaut, werden mit einer reflexfreien Oberfläche versehen, damit man beim Schießen nicht beeinflusst wird. Der austauschbare Abzug steht sauber und trocken. Die Position kann mit einer Schraube noch variiert werden. Die Optik steht zwar im Spitzensport nicht im Vordergrund, aber eine schöne Waffe macht auch Profischützen Spaß. Das Finish der DT11 ist edel und zurückhaltend. Klare Linien, polierte und matte Oberflächen wechseln sich ab und auf der Unterseite findet man das Beretta-Logo und die Typenbezeichnung in einem dunklen Blau. Der Sicherungshebel mit Laufumschalter hat in der Bedienung ein klare Charakteristik und quittiert die Bedienung mit einem hörbaren „Klack“.
Läufe
Kommen wir nun zu den Läufen, die der Hersteller sehr zurückhaltend als die besten Läufe der Welt anpreist. Na, dann sehen wir sie uns mal an! Gefertigt werden die Läufe mit einer einzig für Beretta hergestellten Stahllegierung. Ein Labor für Materialprüfung bei Beretta kontroliert die Qualität bzw. die Hersteller der Stähle, ob diese die Vorgaben einhalten. Davon konnte sich die Redaktion vor Ort selbst ein Bild machen. Veredelt werden die Stähle im Hypervakuum. Erwähnenswert sind ebenfalls die Steelium-Pro-Läufe. Was hat es damit auf sich? Beretta bohrt die Flintenläufe nicht, sondern hämmert diese. In einen Laufrohling wird eine Form bzw. Matritze eingeschoben und dann mit einer Fequenz von hohen Schlägen pro Minute von vier Hämmern gleichzeitig von außen auf den Stahl geschlagen. Da das im abgekühlten Zustand passiert, sagt man auch „kalt gehämmerte Läufe“. Um den Stahl bzw. die Molekülketten nach dieser Tortur wieder zu entspannen, werden die Läufe danach wieder erhitzt, und das Material ist frei von Spannungen. Die Verarbeitung ermöglicht im Gegensatz zum Bohren, eine Taillierung der Läufe im Inneren. Die Steelium-Pro-Läufe verengen sich nach dem Patronenlager auf einer Länge von 480 Millimetern. Dadurch wird die Schrotgarbe komprimiert und durch den Düseneffekt noch etwas beschleunigt. Das soll einen verzögerten Rückstoßimpuls und das Hochschlagen der Läufe um 10 bis 15 % reduzieren, um dadurch letztendlich zu einem ruhigeren Schussverhalten beizutragen. Die Läufe sind übrigens unter dem Vorderschaft freiliegend und dann ventiliert. Schiene und Läufe werden im Silberlotverfahren zum Laufbündel zusammengefügt. Wenn man nun den Weg bis zum Ende geht, gelangt man zu den Chokes. Die Chokes aus speziell korrosionsfestem Stahl sehen chic aus und verheimlichen keinesfalls die sportlichen Ambitionen des Schützen. Mit einem Gewicht von 25 Gramm schlagen sie vonseiten der Balance nicht sehr zu Buche. Jeder Choke hat eine andere Farbe, und somit kann man sich schnell das Ablesen der Bohrung sparen und nach den Farben die Auswahl treffen.
Die Steelium-Pro-Läufe der DT11 verjüngen sich und beschleunigen die Schrote.
Schießstand
Mit einem Gewicht von knapp 3,7 Kilogramm liegt unsere Testflinte etwas unter den Herstellerangaben. Mit den zusätzlichen Gewichten des B-FAST-Balance-Systems hätten wir das noch ausgleichen können. Über das Schussverhalten zu schreiben, ist immer sehr schwierig und oft etwas subjektiv. Was man aber durch die Bank weg sagen kann, ist, dass die DT11 ein ruhiges Schussverhalten hat. Die schwerere Basküle, die Steelium-Pro-Läufe mit der vorteilhaften Ballistik, der hohe Aufnahmepunkt des Verschlusses, aber auch das Eigengewicht der Waffe tragen zu diesem ruhigen Schussverhalten bei. Die Waffe fühlt sich führig und kompakt an und ist auch sicherlich etwas für schmalere Schützen oder Schützinnen, die mit sehr schweren Flinten ihre Schwierigkeiten haben, obwohl die DT11 kein Leichtgewicht ist. Wie alle hochwertigen Sportflinten schwingt die DT11 sehr schön und verleitet nicht zum Stochern, wie es bei leichteren Flinten schon mal der Fall sein kann.
Varianten
Neben der DT11 Sporting gibt es noch diverse Varianten. Bleiben wir aber erst mal bei der Sporting. Diese gibt es neben dem Basismodel für 10.185 Euro mit 71-, 76- und 81-cm-Läufen noch als Linksschaft und optional wie schon oben beschrieben mit dem verstellbaren Schaftrücken (B-FAST) für 10.545 Euro. Dazu kommen noch DT11-Trap-Varianten, die sich durch eine hohe verstellbare Laufschiene auszeichnen. Die DT11-Skeet-Modelle werden ausschließlich mit 71-cm-Läufen angeboten. Die DT11 ACS hat eine verstellbare, leicht erhöhte Laufschiene. Die ACS soll als Allrounder das Programm abrunden. Und für unverbesserliche Freunde von schönen Waffen kommt zu der Palette nun noch die DT11 L dazu. Das L steht für Luxus. Die Basküle wurde mit aufwendigen Gravuren versehen.
Fazit
Der Volksmund sagt: „Qualität hat ihren Preis.“ Das trifft sicherlich auf die DT11 zu. Aber das Flaggschiff unter den Sportflinten von Beretta hat auch noch ein anderes Merkmal. Neben der einwandfreien Arbeitsqualität hat Beretta alles in eine Flinte gepackt, was der heutige Stand der Technik aus Sicht von Beretta
zu bieten hat, und was vor allem auch sinnvoll ist. An keiner Stelle wurden Kompromisse gemacht. Wer sich für eine DT11 entscheidet, macht sicherlich keinen Fehler, und man erhält eine Hightech-Flinte, die ohne Mythos auskommt.
DT11 L
Die mit einer attraktiven Gravur versehene Luxusversion der DT11. Das Modell DT 11 L ist zunächst in der Sporting-Version mit 71 cm und 76 cm langen Läufen lieferbar, eine TrapVersion folgt in Kürze. Die polierten Flächen der formschönen Basküle heben die moderne Floralgravur mit geschwärztem Gravurgrund in starkem Kontrast hervor und geben der Flinte eine ganz besondere Note. Preisempfehlung für die DT 11 L Sporting: 13.260 Euro, Maßschäftung ohne Mehrpreis als Sonderbestellung möglich.
Text: Dominik AllartzBilder: Beretta, Dominik Alllartz