Wem ist es nicht schon so ergangen? Jemand drückt einem eine Flinte in die Hand, man macht ein paar Schüsse und weiß nicht, was man sagen soll. Man kommt auf Anhieb mit der Waffe zurecht. Alles geht irgendwie von selbst, es ist ganz leicht. Dabei kann man mit dem Verstand zunächst gar nicht erklären, warum das so ist. Ein Gefühl sagt: sie ist es. Mit ihr könnte ich weit nach vorne kommen und ganz oben mitspielen. Der Schütze muss auch was können, oder es noch lernen, das ist schon klar. Aber ohne ein adäquates Sportgerät geht es nicht. Mit dem richtigen ist es einfacher.
Solche oder ähnliche Gedanken mögen unseren „Versuchspersonen“ und dem Redaktionsteam durch den Kopf gegangen sein. Denn genau so war unsere Vorgehensweise: aus dem Koffer nehmen und schießen. Erst dann schauen und fragen nach dem „Warum und Wieso“. Die Bockdoppelflinte Zoli Z-Sport Black ist eine geheimnisvolle Italienerin. Sie begleitete die Redaktion zwei Monate lang auf Schritt und Tritt.
Das Erlebnis
Es ist absolut keine Übertreibung. Die Z-Sport, Kal. 12/76, 75 cm Lauflänge, Modell Sporting, wurde aus dem Koffer genommen, wann immer sich die Möglichkeit ergab, so wie sie ist. Alleine oder zusammen mit anderen Schützen. Man schießt und glaubt es nicht. Die Flinte macht mit. Mit ihr ist alles möglich. Mühelose Treffer, ein gutes Gefühl, sich auf einen zuverlässigen Partner einzulassen. Freude am Flintenschießen pur – so wie es sein soll. Dann packt man die Flinte erst mal wieder weg, schießt ein Tage später erneut, und wieder und noch mal. Jedes Mal die gleiche Erfahrung. Erst allmählich gönnt man sich die Ruhe, nach den Hintergründen zu fragen und sich mit den Details zu beschäftigen. Also öffnet man den Koffer noch mal ganz langsam, ohne sich gleich auf die Flinte zu stürzen. Die Läufe mit dem Vorderschaft und der Hinterschaft mit dem Systemkasten sind sorgfältig in zwei edlen, blauen Stofftaschen verpackt. Das umfangreiche Zubehör, verschiedene Kästchen und Beutel machen neugierig, ihren Inhalt zu entdecken.
Der Koffer
Apropos Koffer. Er ist aus „ABS“-Kunststoff mit hoher Schlagfestigkeit gefertigt. Die Innenverkleidung besteht aus einem Baumwoll-Acryl-Mischgewebe, Boden und Deckel sind zusätzlich mit Polyesterschaum verkleidet. Nach Herstellerangaben ist er für den Lufttransport geeignet.
Die Wechselchokes
Mitgeliefert wurden insgesamt sechs Wechselchokes (mit denen, die sich in der Waffe befinden), zweimal Cylinder, Improved Cylinder, Modified, Light Modified und Improved Modified. Die verlängerten (extended) Chokes sind mit Titan beschichtet und werden in einem praktischen und handlichen Kunststoffkästchen verwahrt. )
Herausnehmbare Abzugsgruppe
Das zweite Kästchen enthält ein Ersatzteilset und einen Schlüssel. Manch einer mag nun denken, es sei ein schlechtes Zeichen, die Ersatzteile gleich mitzuliefern. Aber Hand aufs Herz: Es ist doch ein gutes Gefühl, in einem Wettkampf für den Fall der Fälle gerüstet zu sein und es zu ermöglichen, dass ein gebrochener Schlagbolzen sofort ausgewechselt werden kann. Damit sind wir beim nächsten „Feature“ der Z-Gun: Die Abzugsgruppe kann von Hand herausgenommen werden. Dazu muss nur eine Schraube mit dem mitgelieferten Werkzeug gelöst werden. Das erleichtert zusätzlich auch das Reinigen der Flinte.
BHB-System (Between Hands Balancing)
Der Clou ist das BHB-System. Es besteht aus dem „Stock Grip Device“ und dem „Barrel Weight System“. Zu Deutsch: Die Balance der Flinte kann vom Schützen sowohl durch Gewichte am Hinterschaft als auch am Laufbündel verändert werden. Aber nicht nur die Balance! Die Zauberworte sind „between hands – zwischen den Händen“.
Das „Stock Grip Device“, Verstellmöglichkeit am Hinterschaft, besteht aus einer Hülse, die von unten in den Pistolengriff eingelassen und permanent mit dem Schaft verbunden ist, einer Schraube, sechs Gewichten, einem Antivibrationsring und einem Werkzeug zum Öffnen und Verschließen des Systems. Dieses setzt man an der Kappe unter dem Pistolengriff an, dreht die Schraube aus dem Schaft heraus und kann je nach Bedarf die Zahl der Gewichte verändern. Jedes Gewicht wiegt 11 g. Der Antivibrationsring muss zwischen dem ersten und dem zweiten Gewicht angebracht werden, von der Kappe aus gesehen.
Eine Flinte wird normalerweise am Scharnierbolzen ins Gleichgewicht gebracht. Jedoch können Veränderungen an der Waffe durch Schaftkappe, Kürzen des Schaftes, verlängerte Chokes oder Ähnliches eine andere Balancierung erforderlich machen. Auch der Schießstil des Schützen und seine Technik haben einen Einfluss darauf, wie die Balance für eine perfekte Unterstützung ausgelegt sein sollte.
Das „Stock Grip Device“ macht erst zusammen mit dem „Barrel Weight System“, der Veränderung des Laufgewichtes, wirklich Sinn. Unter dem Vorderschaft können zwischen einem und zwanzig Gewichte (Magnete) entlang der Schiene zwischen den Läufen angebracht werden. Zum Lieferumfang gehört auch ein Stop-Plättchen und ein Tool (ebenfalls ein Magnet), mit dem die Laufgewichte im Bedarfsfall vom Laufbündel auf einfache Weise entfernt werden können, ohne Fummelei – einen Magneten vom Lauf ohne das Werkzeug wegzunehmen wäre zwar möglich, aber sehr umständlich. Das Stop-Teil wird vor dem letzten Laufgewicht in Richtung der Mündung angebracht, um ein Verschieben der Gewichte durch den Rückstoß zu verhindern. Sinnvollerweise bringt man auf beiden Seiten des Laufbündels eine gleich große Zahl von Gewichten an.
Das Zoli-BHB-System geht über das bloße Balancieren der Flinte weit hinaus. Die Variationsmöglichkeiten der Einstellung sind vielfältig. Man muss sich die Zeit nehmen auszuprobieren und stellt dann fest, dass sich das gesamte Schwungverhalten der Flinte verändert, wenn man die Gewichte ändert. Was sich so „harmlos“ anhört, nämlich „Between Hands Balancing“, ist aber eine raffinierte Geschichte. Denn das Anbringen von zusätzlichen Gewichten „zwischen den Händen“ des Schützen bringt mehr Gewicht genau dorthin, wo der Schütze die Waffe hält. Dadurch ändert sich das gesamte Schwingverhalten der Flinte.
Das BHB-System ist eine geniale Lösung, die es dem Schützen ermöglicht, schrittweise – durch eigenes Versuchen – eine spürbare Verbesserung des „Verhaltens“ seiner Flinte herbeizuführen, das genau auf ihn abgestimmt ist. Dabei geht es nicht so sehr um das Verhalten im Schuss, sondern auf dem Weg dorthin. Denn der bildet die kritische Phase. Der Weg zum Ziel entscheidet! Ihn mit den Augen der Flinte zu sehen, fällt leichter, wenn man die Flinte auf diesem Weg besser kontrollieren kann.
Die Verstellung des Schaftrückens
Sowohl die Senkung als auch die Schränkung können verstellt werden werden. Das ist auf eine Weise gelöst, die eine unbeabsichtigte Verstellung durch die Schießbelastungen unmöglich machen. Zwei Stifte, auf die der Schaftrücken aufgesetzt wird, können zur Einstellung der Schränkung – jeder für sich – horizontal nach links und rechts verschoben werden, nachdem jeweils eine Schraube gelöst worden ist. Maximal 5 mm nach links und 5 mm nach rechts – ausgehend von der ohnehin existierenden Schränkung des Hinterschaftes. Eine Millimeter-Skala ermöglicht eine genaue Handhabung. Auf die Stifte werden Hülsen aufgesetzt, von denen ein Set mit verschiedenen Längen zur Verfügung steht. Auf die Hülsen wiederum werden Kunststoffringe verschiedener Dicke gesteckt. Das kann je einer sein, oder mehrere, bis die gewünschte Senkung millimetergenau erreicht ist. Setzt man den Schaftrücken darauf und zieht die beiden seitlich liegenden Schrauben an, weiß man, hier kann sich nun nichts mehr verstellen, auch nach vielen Schüssen und Rückstößen nicht.
Fein-Tuning
Es macht richtig Spaß, die zur Verfügung stehenden, diversen Hilfen zu nutzen. Mit wenigen Handgriffen hat man die Z-Sport verändert und staunt dann, dass es immer noch besser geht. Das Bessere ist nun mal der Feind des Guten. Auf dem Weg zur „Personal Gun“ sollte man sich Zeit lassen. Die Flinte zu individualisieren, ist wichtig – es macht aber auch Spaß, den Spieltrieb zu befriedigen. Zu probieren und zu versuchen ist die besondere Würze im Training.
Das Unternehmen und seine Produktion
Die Geschichte der Familie Zoli reicht bis in das Jahr 1490 zurück. Das heutige Unternehmen Zoli Antonio srl wurde nach dem 2. Weltkrieg gegründet und hat seinen Sitz im norditalienischen Gardone, der Region Val Trompia mit einer historischen Büchsenmachertradition. Hier werden – neben den verschiedensten Jagd- und Sportwaffen – die Bockdoppelflinten der „Z-Serie“ gefertigt.
Bei Zoli spricht man von Balance nicht nur, wenn es um die Ausgewogenheit von Flinten geht. Balance wird auch zwischen Tradition und Technologie in der Produktion gehalten. Traditionelle Büchsenmacherkunst und moderne Produktionsmethoden schließen sich nicht aus, sondern ergänzen sich sinnvoll.
Alle Waffen von Zoli sind mit einem robusten Verschluss ausgestattet. Flinten der Z-Serie haben Z-Bore-Läufe. Sie stehen für 60 Jahre Erfahrung in der Lauffertigung. Diese ist ein Kernstück der Philosophie des Hauses Zoli. Konsequente Fertigung und Weiterentwicklung der Läufe innerhalb des Unternehmens statt Zukäufen.
Sportflinten der Z-Serie gibt es in Sporting-, Trap- und Skeet-Ausführung in den Kalibern 12, 20 und 28.
Basismodell der Z-Serie ist die Z-Sport, die als Silver oder Black erhältlich ist. Wer auf Gravuren und besseres Schaftholz Wert legt, kann auf die Z-Extra oder Z-Ambassador upgraden.
Preis und Vertrieb
Die Z-Gun kann man nicht überall kaufen. Sie wird über ein ausgesuchtes Händlernetz vertrieben. Das getestete Modell kostet ab 7.500 €.
Was ist das Geheimnis?
Es muss doch ein Geheimnis geben, oder? Man kann sich das nicht einbilden, dass alle Testpersonen mit der Testwaffe auf Anhieb, auch ohne Benutzung der mannigfachen Einstellmöglichkeiten, so gut und so problemlos zurechtkamen. Dafür sollte es eine technische Erklärung geben. Internationale Wettkampfresultate zeigen, dass Schützen, die vorher nicht in der ersten Reihe standen, mit der Z-Gun plötzlich vordere Plätze errangen. Das ist kein wissenschaftlicher Beweis. Aber ein Hinweis. Es kann vermutet werden, dass die Vorzüge der Z-Gun in der Laufqualität und in der sorgfältigen Abstimmung der Teile aufeinander, dem Schwingverhalten der Flinte begründet liegen. Wenn es nämlich so wäre, dass die Z-Bore-Läufe besser decken als andere Flinten, besonders was die Randbereiche der Schrotgarbe anbelangt, und dass das Schwingverhalten der Z-Gun insgesamt den Schützen auf dem Weg zum Ziel besser unterstützt, dann wäre das eine Erklärung. Aber es könnte auch weitere geben. Das Redaktionsteam ist neugierig geworden und möchte der Sache gerne auf den Grund gehen. Deshalb ist ein Besuch des Werkes Zoli angedacht, um die Philosophie und die Absichten des Herstellers besser kennen zu lernen.
„dieflinte“ wird darüber berichten.
Das Resultat
Vorerst bleibt festzuhalten, dass die Z-Gun in der oberen Liga renommierter Flinten mitspielt. Das bei einem relativ günstigen Preis. Wer aber Zoli als Billiganbieter sieht, irrt. Billig ist die Z-Gun nicht. Weder im Preis noch in der Qualität. Sie ist günstiger im Anschaffungspreis im Vergleich zu anderen Premiumprodukten. Ganz egal ob Außenseiter, Spitzen- oder Durchschnittsschütze, der Kauf einer Z-Gun ist eine Bereicherung der eigenen Ausrüstung, wenn man schon andere Flinte(n) besitzt. Wer am Anfang seiner Karriere als Wettkampfschütze steht und noch keine wettkampftaugliche Flinte besitzt, könnte darauf spekulieren, mit dem Erwerb einer Z-Gun seinen Weg zur Spitze deutlich abzukürzen.
Kommentar Z-Gun
Eine solide Flinte, die optisch nicht aus der großen Masse herausstechen möchte. Das Finish aus Schwarz und Holz lässt die Z-Sport auf den ersten Blick eher sportlich unscheinbar erscheinen. Ich kam auf Anhieb gut mit ihr zurecht, was sicher auf den für mich passenden Schaft und das ausgewogene Zusammenspiel aller Komponenten hindeutet. Thomas Link
Ähnelt sehr meiner SP3 (von daher wohl auch mein Favorit). Tolles Schwingungsverhalten, hervorragend ausbalanciert, findet wie von alleine in den Anschlag. Mein klarer Favorit. Ronald W. Strang
Tolle, perfekt ausbalancierte Flinte, sitzt sofort (bei mir), hat ihr Gewicht, aber gut zu führen, gutes Schwungverhalten, perfekt zu schießen, gutes Aussehen (erinnert mich an eine F3). Thomas Kaminski
Zoli hatte ich als Marke nicht so richtig auf der Uhr. Völlig zu unrecht! Die Z-Gun ist eine hervorragend gearbeitete Sportflinte, mit der ich direkt gut zurecht kam. Das Schwungverhalten ist sehr schön und ich kann mir gut vorstellen, dass man damit große Erfolge einfahren kann. Fazit: Top! Dominik Allartz
Eine wuchtig daherkommende Bockflinte, die dabei aber nicht klobig wirkt, geradlinig unverschnörkelt. Ein solides Arbeitsgerät für Training und Wettkampf. Eine gute Balance sowie ein mitreißendes Schwingverhalten. So habe ich die Z-Sport erlebt. Eher die Begeisterung auf den zweiten Blick. Die Z-Sport überzeugt beim Schießen, fühlt sich gut in der Schulter an und lässt sich wunderbar in der Wurfscheiben-Flugbahn führen. Sven Schiffer
„Ankuscheln“ statt „anschlagen“! (Teil 2) – In zehn Schritten zu einer guten Anschlagtechnik
„DieFlinte“ Ausgabe 4/2014
„An eine große Aufgabe sollte man herangehen wie ein Hund. Viele kleine Lecker machen die Schüssel leer“, sagt ein Botswana-Zitat. Wenn man einen Sport erlernen will, tut man gut daran, die Bewegungen in kleine Schritte zu zerlegen und jeden Schritt für sich zu üben. Es wäre wenig sinnvoll, wenn ein Anfänger beispielsweise auf einen Trap-Stand ginge und versuchen wollte, auf Wurfscheiben zu schießen, die in alle Richtungen von ihm wegfliegen.
„Drehen sticht Anschlagen“ „Auf den Anschlag kommt es an!“ ist das erste, was ein Anfänger üblicherweise über das Flintenschießen erfährt. Der Anschlag ist zwar wichtig, aber es gibt etwas anderes, was mindestens genauso wichtig ist, weil „es“ einen guten Anschlag überhaupt erst ermöglicht. Anders herum ausgedrückt bedeutet das: Ohne „es“ ist ein korrekter Anschlag kaum machbar.
Wie man seiner Flinte einen Antrag macht Teil 1: „Ankuscheln“ statt „anschlagen“!
„DieFlinte“ Ausgabe 3/2014
Anschlag im Zusammenhang mit dem Flintenschießen ist ein komisches Wort. Es geht weder um einen Terror-Anschlag noch um einen sonstigen Angriff auf das Leben oder die Gesundheit, oder? Wer schlägt sich denn gerne den Schaft einer Flinte in sein Gesicht? Gibt es einen unpassenderen Begriff als „Anschlag“ für das, was gemeint ist?